In dieser Ausgabe werfen wir einen Blick auf die Kunst der Kreativität, von den brasilianischen Meistern, die die anmutige Kampfkunst Capoeira erfanden, bis hin zu den irischen Künstlern, die neue und alte Kultur miteinander verbinden. Wir ergründen auch die kreative Verbindung zwischen viktorianischen Tapetenmustern und dem iPhone. Zudem erklärt der talentierte Schauspieler und Performer Riz Ahmed, warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist, der Welt seine wahre Persönlichkeit zu offenbaren.
Interview für die
Interview für die Hauptrolle in der HBO-Serie The Night Of hakte er dann einen der wichtigsten Punkte auf der To-do-Liste jedes Schauspielers ab, als er in der Rolle des Piloten Bodhi Rook in Rogue One Mitglied des Star- Wars-Universums wurde. Und ja, er hat seine eigene Action-Figur. („Ich glaube, mein Neffe hat die sogar“, meint er.) Ob er damals gespürt hat, wie seine Karriere ab diesem Zeitpunkt abhob? „Klar, irgendwann war da dieser Moment, in dem ich mich gefragt habe ,Was zum Teufel passiert hier gerade?‘. Es ist toll, aber auch ein bisschen seltsam. In solchen Momenten sollte man sich klar machen, dass die Begeisterung der Menschen nicht von dir abhängt. Du bist einfach nur Teil von etwas, das die Leute fasziniert. Und wenn jemand meine Musik mag, heißt das noch lange nicht, dass er auch mich mag. Das ist der Teil von mir, den sie sehen, eine Hologrammversion meiner selbst.“ „Star Wars hat mich schon etwas über Hologramme gelehrt. Vielleicht mögen die Menschen deine Hologrammversion, oder sie hassen sie, aber das hat nichts mit dir persönlich zu tun. Das ist wirklich eine hilfreiche Analogie, denn die Realität kann dich da schon verwirren.“ Laut Ahmed hat ihn seine Familie vor allzu großer Verwirrung bewahrt: „Meine Mutter interessiert nur, ob ich gegessen habe, nicht, wie viele Twitter-Follower ich habe.“ Es spielt auch bei seiner Arbeit eine große Rolle. Der Sohn pakistanischer Eltern, die in den 1970er Jahren nach Großbritannien kamen, wurde in zwei Kulturen hineingeboren und erlebte durch das Stipendium und Oxford zudem verschiedene soziale Schichten. Das unterstützt alles die Kreativität, sagt er: „Ich glaube, es ist sehr nützlich, zwischen den verschiedenen Seiten meiner Persönlichkeit hinund herschalten zu können. So konnte ich als Schauspieler überleben – indem ich diese verschiedenen Masken trug. Das ist etwas, was ich schon als kleiner Junge gemacht habe. Täglich eine Brücke zwischen verschiedenen Kulturen und Schichten zu schlagen, ist fast so, als würde man den ganzen Tag über in verschiedene Rollen schlüpfen. Nur sollte man sich irgendwann entscheiden, welche Version von sich selbst man sein will. Momentan denke ich weniger darüber nach. Ich frage mich eher ‚Wie kann ich möglichst viel von mir selbst in meine Arbeit einbringen?‘“ Und der wahre Riz Ahmed kommt tatsächlich langsam zum Vorschein, was seine jüngsten Projekte deutlich zeigen. In seinem neuen Film, Sound of Metal, spielt er einen Schlagzeuger, der sein Gehör verliert, in Depressionen verfällt, wieder anfängt, Drogen zu nehmen und sich schließlich selbst in ein Heim für taube Süchtige einweist. Falls Sie jetzt sagen, ‚Das hört sich jetzt aber nicht so sehr nach Riz Ahmed an‘, … er selbst ist da ganz anderer Meinung. „Es gibt Verbindungspunkte zwischen mir und der Rolle“, meint er. Ich habe mich stark mit der Frage verbunden gefühlt: ‚Was bin ich wert?‘. Was ist mein eigener Wert, außer dem, womit ich Geld verdiene? Mit dieser Frage sieht sich Rubin in dem Film konfrontiert. ‚Wer bin ich, wenn ich mich mal ganz nüchtern betrachte?‘ Ich bin jemand, der nicht still sitzen kann, deshalb ist dieser Lockdown auch so schwierig für mich. Ich definiere mich einfach durch meine Handlungen. Doch Rubin muss still sitzen in einer Welt ohne Klänge und damit umgehen, wer er eigentlich ist. Das kann beängstigend sein. PHOTOS: STUART CLARKE/SHUTTERSTOCK (P.16); TOM VAN SCHELVEN (P.17-18); BBC (P.19) Ich kann das nachvollziehen. Anstatt also von außen vorzugehen, nach dem Motto ‚Ich beobachte einen Schlagzeuger und imitiere ihn dann‘, funktioniert es von innen nach außen. Denn viele von uns, die als Chamäleons aufgewachsen sind, gehen auch unsere Arbeit als Chamäleon an. Was ich damit sagen will, ist, dass ich kein Chamäleon mehr sein möchte.“ Das gilt auch für seine Musik. Es war schon immer eine Leidenschaft – er begann als DJ, machte als MC weiter, schrieb eigenes Material und hatte mit Anfang 20 großen Erfolg als Battle Rapper. Aber er gibt zu, dass der finanzielle Erfolg damals überschaubar war, und dass er darüber nachdachte, aufzuhören. Mit seinem neuen Album The Long Goodbye legt er nun aber ein Projekt vor, das alle Aspekte seiner Persönlichkeit vereint. Die Musik vereint Einflüsse aus Ost und West und handelt von Ahmeds komplizierter Beziehung zu Großbritannien. Die Texte verwischen dabei die Grenze zwischen Songtexten und Poesie. Außerdem gibt es einen kurzen und überaus verstörenden Film (auf YouTube), den jeder sehen sollte, dem die politische Entwicklung des 21. Jahrhunderts allenfalls ein Schulterzucken wert ist. Es passt somit ins Bild, dass er sein neues Album unter dem Namen Riz Ahmed veröffentlicht, während er seine Musik früher unter dem Künstlernamen Riz MC vermarktete. „Ich glaube, der Kurzfilm umfasst wirklich alle verschiedenen Seiten von mir“, meint er. „Es gibt Schauspiel, Musik, gesprochenes Wort. Es geht um Dinge, die in der Gesellschaft stattfinden, aber diese Themen werden aus sehr persönlicher Sicht betrachtet. Ich wollte einfach alle Spielzeuge in eine Schachtel packen. So muss ich nicht entscheiden, welche Seite von mir ich zeigen soll.“ Er sagt auch, dass er sogar eine Pause von der Schauspielerei in Betracht gezogen hatte, bis Sound of Metal auftauchte. Es ist schwer, sich das vorzustellen, zumindest in nächster Zeit. Wie er sagt, muss er mit dem Publikum kommunizieren. Aber gibt es noch andere Möglichkeiten für ihn, das zu tun? Er ist modebewusst und sagt, dass er an „bewusster Mode“ interessiert ist – einer nachhaltigen Art, sich auszudrücken, während er bei seiner Arbeit zunehmend Spaß am Produzieren findet. Nach Jahren, in denen er Menschen dabei half, Filme zu machen, wies ihn jemand darauf hin, dass diese Rolle eigentlich „Produzent“ genannt wird. Also gründete er sein eigenes Unternehmen, Left Handed Films, das seinen ersten Film, Mogul Mowgli, auf dem Berliner Filmfestival 2020 vorgestellt hat. Die Welt verändert sich ständig, das gilt vor allem jetzt, und wir müssen uns mit ihr ändern. Aber was auch immer wir tun, Ahmed zeigt, dass keine drastischen Maßnahmen erforderlich sind, um neue Dinge zu erkunden. „Durch die Entscheidungen, die du triffst, kannst du dich gezielt in neuen Richtungen bewegen“, meint er. „Für mich bedeutet das nicht unbedingt, mit der Schauspielerei aufzuhören. Es bedeutet, dass ich über die Rollen nachdenke, die ich übernehme, und wie ich mich auf diese Rollen vorbereite. Ich glaube, man kann auch in derselben Kunstform neue Möglichkeiten finden, sich auszudrücken und sich weiterzuentwickeln.“ „Ich möchte kein Chamäleon mehr sein.“ 20 / JaguarMagazine JaguarMagazine / 21
Das Jaguar Magazin feiert die Kreativität in all seinen Facetten mit exklusiven Beiträgen für mehr Inspiration – von traumhaften Designs bis hin zu modernster Technologie.
In dieser Ausgabe werfen wir einen Blick auf die Kunst der Kreativität, von den brasilianischen Meistern, die die anmutige Kampfkunst Capoeira erfanden, bis hin zu den irischen Künstlern, die neue und alte Kultur miteinander verbinden. Wir ergründen auch die kreative Verbindung zwischen viktorianischen Tapetenmustern und dem iPhone. Zudem erklärt der talentierte Schauspieler und Performer Riz Ahmed, warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist, der Welt seine wahre Persönlichkeit zu offenbaren.
Diese Webseite wurde mit größtmöglicher Sorgfalt zusammengestellt. Trotzdem kann keine Gewähr für die Fehlerfreiheit und Genauigkeit der enthaltenen Informationen übernommen werden. Jegliche Haftung für Schäden, die direkt oder indirekt aus der Benutzung dieser Webseite entstehen, wird ausgeschlossen, soweit diese nicht auf Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit beruhen.