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Jaguar Magazin #08

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In dieser Ausgabe werfen wir einen Blick auf die Kunst der Kreativität, von den brasilianischen Meistern, die die anmutige Kampfkunst Capoeira erfanden, bis hin zu den irischen Künstlern, die neue und alte Kultur miteinander verbinden. Wir ergründen auch die kreative Verbindung zwischen viktorianischen Tapetenmustern und dem iPhone. Zudem erklärt der talentierte Schauspieler und Performer Riz Ahmed, warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist, der Welt seine wahre Persönlichkeit zu offenbaren.

Kunst Punk-Art Im Jahr

Kunst Punk-Art Im Jahr 1917 noch höchst umstritten, gilt Duchamps Installation Fountain heute als epochales Kunstwerk KREATIVE CONNECTION Wie haben viktorianische Tapeten das iPhone beeinflusst? Und was hat Monet mit Tracey Emins Installation „My Bed“ zu tun? Ein Bericht des BBC-Kulturjournalisten. Will Gompertz MARCEL DUCHAMP, FOUNTAIN (1917), GALLERY SCHWARZ EDITION, 1964 © ASSOCIATION MARCEL DUCHAMP/ADAGP, PARIS, UND DACS, LONDON, 2020 J e älter man wird, desto öfter stellt man fest, dass Erinnerung etwas höchst Subjektives ist. Meine Frau behauptet zum Beispiel, dass meine Rede anlässlich unserer Hochzeit im Jahr 1993 nicht gerade überwältigend war. Ich hingegen kann mich an schallendes Gelächter erinnern, das auf jede meiner zahlreichen Anekdoten folgte. Das stimme so nicht, sagt meine Frau. Die Lacher hätten den Einwürfen des Trauzeugen gegolten. Und je weiter sie zurückliegen, desto strittiger werden solche „Fakten“. Begann zum Beispiel die Entwicklung des Modernismus und der modernen Kunst 1917, als der französische Künstler und Philosoph Marcel Duchamp in New York in einer zeitgenössischen Kunstausstellung ein Urinal zeigte und damit direkt Dadaismus, Surrealismus, abstrakten Expressionismus, Situationismus, Punk, Samuel Beckett und die alternative Comedy-Szene beeinflusste? Duchamp, der Begründer des Konzeptionalismus und Verfechter der Vorstellung, dass alles Kunst sein kann, ist auf jeden Fall der Grund dafür, dass Tracey Emins ungemachtes Bett 2 Millionen Pfund wert ist und Ihres nicht. Aber war wirklich er es, der den Startschuss zur Bewegung der Moderne gab? Oder wurde dieser schon deutlich früher abgefeuert, nämlich 1915, als der russische Künstler Kasimir Malewitsch ein schwarzes Quadrat auf eine weiße Leinwand malte und erklärte, dass die Kunst, auf ihren stark abstrahierten Kern reduziert, wieder bei Null starte? Oder war es doch schon im Jahr 1874, als Claude Monet, Paul Cezanne, Berthe Morisot und andere gegen das französische Kunstestablishment rebellierten und eine Ausstellung ihrer radikal neuen Arbeiten in direkter Konkurrenz zum traditionellen Pariser Salon eröffneten? Der Kunstkritiker Louis Leroy tat sie damals als bloße „Impressionisten“ ab, die nun mal nicht wie Leonardo malen konnten. Diese Beleidigung sollte die aufstrebenden jungen Künstler vernichten, stattdessen machte dieser verbale Ausfall sie zu den weltweit berühmtesten Malern der modernen Kunst. Ebenso gut könnte die moderne Kunst aber auch 1863 aus der Taufe gehoben worden sein, als der Dichter und Kritiker Charles Baudelaire in seinem berühmten Essay Der Maler des modernen Lebens die aufstrebenden Künstler von Paris dazu aufforderte, nicht mehr antike Mythologie und religiöse Figuren nachzupinseln, sondern sich stattdessen auf die schmutzige und faszinierende Realität des urbanen Lebens in der Seinemetropole zu konzentrieren. Die Tinte auf dem Papier war noch nicht getrocknet, als Édouard Manet einen höchst umstrittenen liegenden weiblichen Akt mit dem Titel Olympia vorlegte, der die Wichtigtuer an der Akademie in Aufruhr versetzte. Zeigte das Gemälde doch keine griechische Göttin, sondern eine ortsansässige Prostituierte. Im Gegensatz dazu war die Avantgarde begeistert von dem unkonventionellen, skizzenhaft flächigen Malstil. Zweifellos ein großartiges Gemälde, aber ich denke nicht, dass es den Beginn des Modernismus eingeleitet hat. Dazu müssen wir noch zwei weitere Jahre zurückgehen und den Ärmelkanal in nördlicher Richtung überqueren. Verborgen in Holborn, dem Niemandsland zwischen dem Londoner West End und der City, liegt der Red Lion Square, wo im April 1861 die Inneneinrichter Morris, Marshall, Faulkner & Co ein Geschäft eröffneten. Die kreativ treibende Kraft hinter der Firma war der aufs Mittelalter fixierte bärtige William Morris (nicht zu verwechseln mit William Morris von Morris Motors). Er hasste das Zeitalter der Industrialisierung, in dem er lebte. Sein Held war der Kunstkritiker John Ruskin, der in seinem Buch Die Steine von Venedig argumentierte, dass die mechanische Massenfertigung den Arbeiter zu einem bloßen Rädchen in einer Maschinerie degradiert habe. Morris stimmte zu. Er war der Meinung, dass Arbeit den Menschen adle, und blickte mit ziemlich rosaroter Brille zurück auf den legendären König Artus und die mittelalterlichen Zünfte mit ihrem fortschrittlichen Ausbildungssystem, in dem man vom Lehrling zum Handwerksmeister aufsteigen konnte. Traditionelle Handwerkskunst mit bodenständiger Ästhetik – das war das Credo von Morris, Marshall, 52 / Jaguar Magazine Jaguar Magazine /

 

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Das Jaguar Magazin feiert die Kreativität in all seinen Facetten mit exklusiven Beiträgen für mehr Inspiration – von traumhaften Designs bis hin zu modernster Technologie.

In dieser Ausgabe werfen wir einen Blick auf die Kunst der Kreativität, von den brasilianischen Meistern, die die anmutige Kampfkunst Capoeira erfanden, bis hin zu den irischen Künstlern, die neue und alte Kultur miteinander verbinden. Wir ergründen auch die kreative Verbindung zwischen viktorianischen Tapetenmustern und dem iPhone. Zudem erklärt der talentierte Schauspieler und Performer Riz Ahmed, warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist, der Welt seine wahre Persönlichkeit zu offenbaren.

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