schließlich nach
schließlich nach Kolumbien, wo der Künstler Martin Giraldo sie nach Medellín einlud. Die Stadt war in den 1990ern vom Magazin Time als „gefährlichste Stadt der Welt“ bezeichnet worden. Giraldo wollte die Auswirkungen des Hip-Hops auf die Banden des Stadtviertels Comuna 13 untersuchen. „Da war ich also, im Begriff, dieses Gebiet mit Andrew Loog Oldham, dem ehemaligen Manager der Rolling Stones, zu betreten, und wir wurden gebeten, Formulare zu unterschreiben, in die wir eintragen sollten, wohin unsere Leichen geschickt werden sollten, wenn wir getötet werden. Das war surreal.“ In Comuna 13 konnte Daniel aber miterleben, wie radikal der Einfluss der Musik sein konnte. „Für mich war Musik immer Unterhaltung gewesen. Jetzt auf einmal erzählten mir Menschen‚ dass sie ohne Hip-Hop schon längst tot wären. Die Musik half dabei, Jugendliche aus der Bandenkultur herauszuholen und ihnen eine andere Identität zu geben.“ „DIE KUNST BIETET EINEN RAUM FÜR GESPRÄCHE" Ruth Daniel Daniel wurde inspiriert, ihre Liebe zur Musik mit den Möglichkeiten des Theaters zu verbinden. „Alle Kunstformen können in Gebieten helfen, die von Krieg oder Konflikten gebeutelt wurden“, erklärt sie. „Es ist ganz egal, wie schlimm die Situation auch sein mag: Die Menschen machen immer irgendwie Kunst.“ In Place of War arbeitet durch ein ständig wachsendes Netzwerk von mehr als 80 Change-Makern auf der ganzen Welt. Daniel nennt das Beispiel von 44 / Jaguar Magazin
Aktuelles Die Projekte von In Place of War nutzen das Medium Tanz und Musik, um einen gesellschaftlichen Wandel herbeizuführen FOTOS: JACOB SIMKIN (S. 40); KATIE DERVIN (S. 42–45) MC Benny, einem lokalen Hip-Hop-Künstler in der Stadt Gulu, im Norden Ugandas, der jetzt ein landwirtschaftliches Unternehmen betreibt, auf dem 15 weitere Künstler arbeiten. Das Geld, das sie dort verdienen, ermöglicht ihnen, Inhaftierten in einem nahegelegenen Gefängnis Hip-Hop-Kurse anzubieten und damit die jungen Strafgefangenen dazu anzuregen, sich nach ihrer Entlassung eher der Musik als der Kriminalität zu widmen. Daniel sagt, dass diese Projekte von entscheidender Bedeutung sind, wenn Menschen sich mit Konflikten auseinandersetzen müssen. „Mich haben die regelmäßigen Schüsse in Palästina erschreckt. Für diejenigen, die dort leben, gehören sie zum Alltag.“ In Place of War hat verschiedene Projekte in der Region betreut, darunter auch die Palestine Music Expo, auf der palästinensische Künstler gefördert und unterstützt wurden. Die Organisation zielt darauf ab, die Grenzen so oft wie möglich zu überschreiten, und involviert ihre Change-Maker auch in Projekten in anderen Ländern. Das beste Beispiel dafür ist vermutlich GRRRL, eine internationale musikalische Zusammenarbeit, die es Frauen aus Krisengebieten ermöglicht, ihre Geschichte zu erzählen. Unter der Leitung der Brasilianerin Laima Leyton haben mehr als 40 Frauen aus Ländern wie Simbabwe, Bangladesch und Venezuela zu einem Musik- und Tourneeprojekt beigetragen, ein Album produziert und Live-Auftritte ausgerichtet, von Bars in Ostlondon bis zu den Commonwealth Games in Australien. Daniel ist davon überzeugt, dass diese Projekte sich immer auszahlen, egal, wie lange die Organisation dauert. „Die Kraft, die der Kunst innewohnt, begeistert mich immer wieder. Sie bietet einen Raum für das Gespräch, das anders nicht möglich wäre. Und ohne die Chance, wirklich kreativ zu werden, wo liegt dann der Sinn des Lebens?“ J inplaceofwar.net Jaguar Magazin / 45