Designerfreuden 1/Das
Designerfreuden 1/Das schönste Designerstück in Ihrem Besitz? KTM-Motorräder! Eine 1290 Super Adventure S und das EXC 200. Sie sind etwas ganz Besonderes und Rebellen. Mir gefällt, wie zielstrebig die Designer vorgegangen sind. 2/Ihr Lieblingskünstler? Peter Blake – und ganz besonders das Cover für das Album Sgt. Pepper. 3/Welches Buch hat Sie am meisten berührt? Planet der Affen von Pierre Boulle, der auch Die Brücke am Kwai geschrieben hat. Beide Bücher handeln von Unterdrückung in einer Nation, die von Minderheiten geprägt ist. 4/Ihre Lieblingsmodemarken? Patagonia und Adidas. Ich beschäftige mich viel damit, wie Marken sich verhalten, mit wem sie zusammenarbeiten, wie sie die neuen Technologien einsetzen. Das sind die Dinge, mit denen wir uns auch beschäftigen, wenn wir Luxusautos entwerfen. 5/Ihr Lieblingsrestaurant? Il Re Gallo in Castellina im italienischen Chianti. Dort bestelle ich mir Nudeln mit Wildschweinragout oder Hühnchen mit frischen Trüffeln. Große Träume: Die Größe des neuen Designzentrums (rechts) entspricht den ehrgeizigen Plänen von Thomson Es sind diese Faktoren und seine Erfahrung, die Thomson zur idealen Wahl machen, um Jaguar durch die kommenden Jahre zu steuern. „Die Welt ändert sich sehr schnell und es ist an der Zeit, dass wir die Marke komplett überdenken“, sagt er. „Wir stehen vor einer Reihe neuer Herausforderungen, ich denke da zum Beispiel an Elektroantriebe und die Automatisierung. Aber auch die Kunden an sich ändern sich. Wir müssen dafür sorgen, dass die Marke sich treu bleibt, und gleichzeitig ein Gefühl für Relevanz beibehalten.“ In seiner Rolle als Chefdesigner muss er sich den neuen Erwartungen der Kunden stellen. Dabei steht das Thema Nachhaltigkeit ganz oben auf der Liste und wurde durch die Vorstellung des Elektroautos I-PACE 2018 angeführt. „Das war ein schönes Beispiel dafür, wie wir uns an eine sich ständig verändernde Welt anpassen und immer noch Luxusautos verkaufen können“, meint er. Die Automatisierung stellt eine Marke, die traditionell das aufregende Erlebnis des Fahrgefühls in den Vordergrund gestellt hat, ebenfalls vor neue Herausforderungen. „Bei Jaguar geht es immer noch um ein ganz eigenes Fahrgefühl. Es stellt sich am Ende ja die Frage, ob man, wenn die Autos immer weiter automatisiert werden, immer noch Spaß am Fahren haben kann.“ Und dann ist da noch der stetige Anstieg von 48 / Jaguar Magazin
Design „Unsere Werte, wie Schönheit, Design und Innovation, haben sich ihre Bedeutung erhalten“ Start-up-Unternehmen wie Rivian und Nio, die sich diesen Herausforderungen von Anfang an gestellt haben. Aber Thomson lässt sich davon nicht abschrecken. „Sie zielen eher auf ein jüngeres Publikum ab. Wir sind eine Traditionsmarke, die sich längst einen Namen gemacht hat. Als William Lyons die Firma gegründet hat, stand die Marke für schönes, gutes Design, Understatement und Innovation. Und diese Werte sind in der modernen Welt noch wichtig.“ Thomson erinnert sich an seine Anfänge: Nach seinem Abschluss als Fahrzeugdesigner im Royal College of Art war ihm bewusst, dass der Ruf und die Leistung einer Marke zu den wichtigsten Verkaufsargumenten zählen. Die Marktführer unterscheiden sich heute durch das Design, wobei Innenräume, Materialien und Schnittstellen, die man vor 20 Jahren nicht einmal erfunden hatte, besonders berücksichtigt werden. Die neuen Einrichtungen für die Designer sind ein schönes Beispiel dafür. Die Architektur wurde nach dem Prinzip des Tonmodellbaus gestaltet. Es gibt zwei große Studios darin, Studio 3 und Studio 4, die nach den Nummern der Rennwagen Jaguar D-type von Le Mans 1957 und 1956 benannt wurden. In der Mitte befindet sich das Herz der Anlage, um die herum die Teams für Innen- und Außendesign, Farbe, Materialien, Designvisualisierung und Designtechnik angeordnet wurden, aber auch branchenführende Robotik, VR-Ausrüstung und eine 11 Meter lange 4K-Display- Wand namens The Electric. Die Modelle können problemlos nach außen transportiert werden. „Wir wollten einfach die Fenster nicht alle abdunkeln, sondern wir wollten in der Lage sein, nach draußen zu schauen und den Himmel und die Bäume zu betrachten.“ Das 280 Mitarbeiter starke Team ist unter einem Dach untergebracht, das Thomson als „geselliges Flughafenterminal“ bezeichnet, in dem die Designer, Modellbauer und Ingenieure Hand in Hand nebeneinander arbeiten. „Wenn ein Tonmodellierer ein Problem oder eine Idee hat, ruft er quer durch den Raum einfach den Designer heran, der wiederum den Ingenieur um Hilfe bitten kann. Wir arbeiten wirklich alle miteinander, ich habe so die Möglichkeit, herumzulaufen, mit den Leuten zu reden und mir die einzelnen Ideen anzuschauen.“ Thomsons Aufstieg zum Chefdesigner läutet ein neues Kapitel für Jaguar ein und sein Kindertraum ist damit wahr geworden. Wenn er an die Zukunft denkt, was ist ihm wichtig? „Ich fände es schön, wenn ich noch mehr Menschen für den Jaguar begeistern könnte. Am Ende geht es wirklich darum, die Kunden zu inspirieren.“ J Jaguar Magazin / 49