„EINE UHR SOLLTE SEX
„EINE UHR SOLLTE SEX APPEAL HABEN“ TAG HEUER MODULAR 45 DIE TAG HEUER MODULAR 45 ist der Nachfolger der ersten Smartwatch des Schweizer Uhrmachers, der TAG Heuer Connected von 2015. Nach dem erfolgreichen ersten Versuch, einen Fuß in das Segment Smartwatch zu bekommen, gilt die Modular 45 als eine der wagemutigsten Entwicklungen von Biver überhaupt. 45 mm breit, 13,75 mm hoch, gefertigt mit einer Reihe austauschbarer Komponenten, darunter Armbänder, Module und Bandanstöße, kann sie mit fast unendlichen Möglichkeiten vom Kunden selbst kombiniert werden. Die MODULAR 45 wurde in der neuen Produktionsstätte von TAG Heuer in La Chaux-de-Fonds entworfen und aus qualitativ hochwertigen Materialien hergestellt. Sie verfügt sogar über dasselbe „Swiss Made“-Qualitätssiegel wie die mechanischen Chronometer. Obwohl mit dieser Uhr das High-End-Luxussegment anvisiert wird, ist der Funktionsumfang ähnlich den anderen Smartwatches: ein Intel Atom Z34XX Prozessor, 512 MB Arbeitsspeicher und 4 GB Speicherplatz. Sie ist kompatibel mit Android und iOS, bis 50 Meter wasserdicht und verfügt über Funktionen wie Beschleunigungsmesser, Gyroskop, Neigungssensor, Mikrofon, Vibrations-/Haptik-Engine, ALS (Ambient Light Sensor), GPS und NFC-Bezahlsystem für mobiles Bezahlen. Das ist kein Ego-Trip, und es geht auch nicht darum, noch irgendetwas zu erreichen – ich habe in meinem Leben bereits vier Uhrenmarken saniert. Mich interessiert auch nicht, noch mehr Geld zu verdienen. Solange es meiner Familie gut geht, bin ich zufrieden. Es geht um die Leidenschaft, die ich immer noch für diesen Beruf habe. Es gleicht dem Gefühl, geliebt zu werden: Er gibt mir Kraft, hält mich wach, schenkt mir Lebensfreude und Optimismus, und ich bin mit vielen Menschen in Kontakt. Dieses Gefühl wirkt ansteckend auf andere, die mir wiederum etwas zurückgeben. Würde ich in Rente gehen, würde ich all das hinter mir lassen, und dazu bin ich noch nicht bereit. Ihre gesamte Karriere über haben Sie die Branche mit Neuheiten und Innovationen bereichert. Wie schaffen Sie es, immer noch neue Ideen zu haben? Das geschieht fast unterbewusst – die Ideen sprudeln einfach aus mir heraus, beim Abendessen oder beim Skifahren. Ich habe eine gute Nase für Trends und lasse mich gern von den pulsgebenden Städten dieser Welt inspirieren, London, Tokyo, New York, Berlin. Vor zwölf Jahren habe ich in Japan miterlebt, wie schwarze Plastikuhren in Mode kamen. Das hat mich auf die Idee gebracht, eine Uhr aus schwarzem Keramik zu entwickeln, die Hublot Big Bang All Black. Zahllose Uhrenmarken haben die Idee anschließend abgekupfert. Ähnlich war es mit meinen Uhren in fluoreszierenden Farben, die wir über drei Jahre in unserem Portfolio hatten. Neonfarben waren ein Trend der 1980er Jahre, der aus der Mode gekommen war. Viele Luxusmarken haben eigens Mitarbeiter, um die neusten Trends auszukundschaften. Sie nicht. Wie gelingt es Ihnen, immer am Puls der Zeit zu sein, zu wissen, was angesagt ist und was nicht? 44 THE JAGUAR
INTERVIEW Die neue TAG Heuer Modular 45 ist Bivers neuester Versuch, den schwierigen Uhrenmarkt radikal umzukrempeln: eine digitale Uhr mit luxuriöser Ausstattung – eine höchst ungewöhnliche Kombination Inzwischen ist mein jüngster Sohn mein Trendscout. Er ist 17. Von ihm kann ich noch so Einiges lernen – von den älteren leider nicht mehr. Er erzählt mir viel über Marken, von denen ich noch nie gehört habe, und wir unternehmen gemeinsame Reisen, um neue Marken zu entdecken. So habe ich zum Beispiel Palace, Supreme oder Off White kennengelernt. Nach der Zusammenarbeit von Supreme und Louis Vuitton hat mich mein Sohn zur Rede gestellt: „Ich sage dir seit drei Jahren, dass TAG Heuer eine Kooperation mit Supreme eingehen muss, und jetzt ist dir ausgerechnet Vuitton zuvorgekommen. Na, herzlichen Glückwunsch! Chance verpasst.“ Dasselbe ist mit dem Rapper A$AP Rocky passiert, der jetzt für Dior arbeitet. Umgekehrt verdanke ich es ihm, dass Alec Monopoly, Bella Hadid und Cara Delevingne heute allesamt Markenbotschafter für TAG Heuer sind. Mit Zenith haben Sie sich selbst noch einmal eine neue Herausforderung ins Haus geholt. Wie viele andere Schweizer Uhrenmarken hatte Zenith in den letzten Jahren einige Probleme: Wie wollen Sie die meistern? Zuallererst werde ich mir jeden einzelnen Geschäftsbereich genau ansehen und mit jedem einzelnen Mitarbeiter sprechen. Gelegentlich übernachte ich auch dort, um zu verstehen, was dieses Unternehmen im Innersten ausmacht. Wir schaffen Kunstwerke für die Ewigkeit, das ist wahre Uhrmacherkunst. Aber wir dürfen nicht zum Museum werden. Wir müssen fortschrittliche Kunst kreieren. Deshalb haben wir das neue Kaliber von Zenith, das Hundertstelsekunden misst und zwei patentierte Carbon-Spiralfedern enthält, auch „Defy El Primero 21“ genannt. Es trotzt sozusagen dem 21. Jahrhundert. Die besten Botschafter von Zenith sind die Kreativität, Identität und Qualität der Marke, ge- paart mit Tradition und Kultur. Und das wird auch immer so bleiben. Es ist eine echte Erfolgsgeschichte, ähnlich wie unsere Zusammenarbeit mit Range Rover, eine wirklich starke Partnerschaft. Man denkt unwillkürlich an Ihren berühmten Ausspruch „Eine Uhr muss Charakter haben“. Was meinen Sie damit? Eine Uhr sollte Sex Appeal haben, und sie sollte eine Seele besitzen, die der Uhrmacher ihr einhauchen muss. Eine Uhr ist wie ein Talisman: Ich trage immer noch meine allererste All Black und glaube fest daran, dass sie mir Glück bringt. Autos werden übrigens auf ähnliche Weise kreiert. Welchen Zweck hat ein Auto? Das Fahrerlebnis sollte doch über die Beförderung von Personen hinausgehen. Ich hatte einmal einen Jaguar E-Type von 1966 mit einem 4.2-Liter-Motor. Der Duft der Ledersitze, das beglückende Zuschnappen der Türen, die Motorengeräusche – all das waren Dinge, die das Fahren zu etwas Besonderem machten. Ich mag Autos, denen man ihre Tradition anmerkt und das Handwerk ansehen kann. Dadurch bekommen sie eine Seele. Noch eine letzte Frage: Sie sollen gesagt haben, die Übernahme von Zenith würde Ihre letzte große Aufgabe werden. Aber wenn wir Sie jetzt so reden hören, könnte man auch anders darüber denken. Gibt es noch Dinge, die Sie in Zukunft erwarten? Zenith ist die fünfte große Uhrenmarke, die ich in meiner Karriere geleitet habe, und ich denke schon, dass es auch die letzte sein wird. Aber erst einmal werde ich sehen, wie sie sich entwickelt, und mich dann, wenn ich 75 bin, vielleicht langsam darauf vorbereiten, einen Gang herunterzuschalten. Mit Betonung auf „vielleicht“. THE JAGUAR 45