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KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ Links: Firenze, ein Kunstwerk des DeepDream-Projekts von Google, des vermutlich berühmtesten mit KI arbeitenden Kunstwerkegenerators der Welt. Rechte Seite: Die im AI Lab der Rutgers University produzierten Kunstwerke sind oft nicht von ihren menschengemachten Vorbildern zu unterscheiden Ahmed Elgammal liebt Kunst. Der Informatikprofessor an der Rutgers University in New Jersey hat in seinem Büro wie auch zu Hause viele Kunstwerke an den Wänden hängen. Er mag klassische und moderne Kunst. „Ich bin ein visueller Mensch“, erklärt er, „deshalb mag ich vor allem abstrakte Kunst.“ Bilder mit hellen, kräftigen Farben, die sich über die Leinwand ziehen. Aber auf die Frage, wer die Gemälde geschaffen hat, kann er keine Antwort geben – die Frage müsste lauten, „was“ sie geschaffen hat. Denn der „Künstler“ hinter all diesen Werken ist eine künstliche Intelligenz, kurz „KI“. Vor fünf Jahren hat Elgammal das Art and Artificial Intelligence Laboratory an der Rutgers University gegründet, um seine Leidenschaft für Kunst mit seinem Beruf zu verbinden. Zugleich wollte er eine Marke für die Fortschritte der Technologie setzen. „Das Betrachten von Kunst gehört zu den wohl kompliziertesten Dingen, die wir Menschen tun“, sagt er. „Insofern ist es für die KI ein ganz großes Ziel.“ Wenn Sie in einer Galerie vor einem Gemälde, einer Zeichnung oder einer Skulptur stehen, geschehen in Ihrem Kopf die verschiedensten Dinge. Einige davon eignen allein dem Menschen – die emotionalen Reaktionen, das Aufploppen von Erinnerungen. Anderes ist eher faktenbasiert. „Sie erkennen nicht nur Farben und Komposition, sondern auch Gegenstände, Menschen und Szenen, das Thema des Bildes“, sagt Elgammal. „Sie stellen Verbindungen zu früheren Erlebnissen und anderen Kunstwerken her.“ Zu einigen dieser Reaktionen sind auch Computer fähig. Denn was ist das Internet anderes als eine riesige Datenbank der Weltgeschichte, die Verbindungen zwischen früheren und heutigen Ereignissen herstellt? Und was sind Computer anderes als enorme Maschinen, die schnell Informationen ermitteln und kategorisieren? Genau aus diesem Grund machte sich Elgammal daran, eine KI zu entwickeln, die Kunst verstehen und bewerten kann – mit Erfolg. Seine Maschine kann jedes Kunstwerk, das ihr präsentiert wird, identifizieren und der zugehörigen Epoche zuordnen. „Die Kunstgeschichte zu kennen ist aber nur eine Seite der Medaille“, erklärt Elgammal. „Denn warum sollte man nicht auch Kunst herstellen können?“ Dazu entwickelte er eine weitere KI, die er mit Kunst aus fünf Jahrhunderten fütterte. Anschließend sollte sie selbst Kunstwerke erschaffen. Die zeigte Elgammal in einem Blindtest einigen Versuchspersonen. Und siehe da, sie konnten nicht sagen, ob die Werke von einem Künstler oder einer Maschine geschaffen worden waren. „Dieses Phänomen wird unser Verständnis in den verschiedensten Gebieten tiefgreifend verändern“, sagt Elgammal. „Nicht zuletzt unsere Auffassung von Kunst.“ Die Fortschritte in der KI eröffnen aber nicht nur in der bildenden Kunst neue Möglichkeiten. Auch Musiker nutzen sie bereits für ihre Zwecke. Ein Beispiel ist Taryn Southern. Nachdem sie einen Bericht über KI-Programme zur Komposition von Hintergrundmusik gelesen hatte – also jene Art von Musik, die man nach dem Hören sofort wieder vergisst, die aber bislang noch von Menschen gemacht wird –, überlegte sie: Wenn eine KI so etwas konnte, dann würde Southern sie auch nutzen können, FOTOS: DEEP DREAM GENERATOR/ AICAN, THE ART & AI LAB DER RUTGERS UNIVERSITY (3), KATHY SUE HOLTORF 68 THEJAGUAR
um Popsongs zu schreiben, deren Melodien länger im Gedächtnis bleiben. Im Mai 2017 veröffentlichte sie das erste Album, das komplett mit einer KI komponiert wurde. Zuvor hatte es bereits eine Platte gegeben, deren Melodien von einer KI aus dem Sony CSL Forschungslabor komponiert worden waren. Mittlerweile erkundet künstliche Intelligenz auf allen Gebieten der Kunst neues Terrain: Lyrikbots kreieren auf Twitter berauschend intime Verse, in Japan stand ein von einer KI verfasster Roman auf der Shortlist eines Literaturwettbewerbs. Im Bereich Science-Fiction haben Filmemacher mit Drehbüchern experimentiert, die mithilfe von KI geschrieben wurden. Aber was bedeutet es für den Wert von Kunst, wenn sie einfach per Knopfdruck ausgespuckt wird und nicht mehr monate- oder jahrelange Arbeit und Kreativität durch den Menschen erfordert? Nichts, sagen Southern und Elgammal einhellig. „Sehr oft ist Kunst ganz einfach die Story, die uns verkauft wird“, sagt Southern. Sie gibt zu, dass sie zunächst Zweifel hatte, als sie für ihre Musik KI nutzte. Aber die zerstreuten sich rasch. „Ich war hin und her gerissen. Ich freute mich über die Möglichkeiten dieser Technologie, beschäftigte mich aber zugleich mit den größeren philosophischen Fragen, die sich daraus ergeben. Inzwischen kann ich klar sagen, dass sie meine Kreativität auf eine neue Stufe gehoben hat, die mir bis dahin unbekannt war.“ Sie konnte in ihren Songs mehr Wagnisse eingehen, da die Kosten für die Backing Tracks viel geringer waren, als wenn sie dafür Musiker ins Studio geholt hätte. „Ich kann die KI mit Musik aus dem 17. oder 18. Jahrhundert füttern und sie davon lernen lassen. Dann stecke ich das Ergebnis in eine Popstruktur und schaue, was daraus entsteht“, sagt sie. Solche Experimente, die Neues wagen, lassen für die Kunst eine spannende Zukunft vorausahnen. Künstler und Kunstliebhaber sollten dem Wandel, den die KI mit sich bringt, jedenfalls „SIE HAT MEINE KREATIVITÄT AUF EINE NEUE STUFE GEHOBEN“ TARYN SOUTHERN nicht ängstlich, sondern freudig entgegenblicken. „Schwer zu sagen, was die Zukunft bringen wird. Es könnte sein, dass sich die traditionelle Kunst wandelt“, gesteht Elgammal, „aber Künstler reizen eben immer neue Technologien aus.“ Und wenn man sich die Bilder an seiner Wand ansieht, werden die Freunde der Kunst auch weiterhin großartige Kunstwerke genießen können – ganz gleich, wer oder was dahinterstecken mag. THEJAGUAR 69
Das Jaguar Magazin feiert die Kreativität in all seinen Facetten mit exklusiven Beiträgen für mehr Inspiration – von traumhaften Designs bis hin zu modernster Technologie.
In dieser Ausgabe werfen wir einen Blick auf die Kunst der Kreativität, von den brasilianischen Meistern, die die anmutige Kampfkunst Capoeira erfanden, bis hin zu den irischen Künstlern, die neue und alte Kultur miteinander verbinden. Wir ergründen auch die kreative Verbindung zwischen viktorianischen Tapetenmustern und dem iPhone. Zudem erklärt der talentierte Schauspieler und Performer Riz Ahmed, warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist, der Welt seine wahre Persönlichkeit zu offenbaren.
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